23. bis 37. Tag, Zusammenfassung (Bilder folgen )

21. Mai 2014

 

8.5., 23. Tag

In der Nacht hat es zu regnen begonnen. Der Himmel ist grau und nass. Der Wetterbericht klingt auch nicht besonders erfreulich. Wir beschließen daher weiter zu fahren. Bald sind die Boote verladen und wir rollen ostwärts. Polen, wir kommen!

Wir rollen, wie wir es gerne tun, über kleine weiße Straßen, was aber nicht immer gut ist. Selten haben wir so grobes Kopfsteinpflaster erlebt, das Auto fällt fast auseinander, obwohl ich so langsam fahre wie selten. Andererseits sind weiße Sträßchen manchmal glatt wie ein Kinderpopo und wunderschön zu fahren. Die Dörfer, durch die wir fahren fallen durch einige Merkwürdigkeiten auf: schmucke Häuschen sind zu sehen, aber auch viele halb verfallene Burgen, im ländlichen Bereich sieht man viele ehemalige LPGs, die sich in einem schlimmen Zustand befinden, wo offensichtlich alles dem Verfall preisgegeben wird. Außerdem habe ich noch nirgends so viele NPD-Wahlplakate gesehen wie hier, selbst die Linke ist nicht mal halb so oft vertreten, von den anderen Parteien sieht man noch weniger.

Unterwegs fahren wir durch Landschaften, die nur selten von Dörfern unterbrochen werden. Dafür sieht man endlos weite Felder, die meisten in gelb, das sind die riesigen Rapsfelder, die hauptsächlich für Biosprit angebaut werden. Dann gibt es noch viele Getreidefelder, die momentan alle noch in saftigem Grün dastehen. Es gibt aber noch andere gewaltige Farbenspiele: Noch nie habe ich solche großen und weitläufigen Fliederbäume gesehen, fast alle in lila. Wenn die am Rande eines Rapsfeldes stehen und hinten dran ist der dunkelgraue Regenhimmel, dann sieht man Bilder, die fast unwirklich erscheinen.

In Neubrandenburg machen wir eine Stippvisite, spazieren durch die Stadt, essen gute Suppen und kaufen eine neue Sim-Karte für Helgas Handy. Unterwegs in Richtung Stettin kaufen wir nochmals einige Sachen ein und fahren dann nach Mescherin, wo wir auf unserer Oderfahrt die letzte Übernachtung vor Stettin hatten. Wir sind zwar noch in Deutschland, aber weder Handy noch Fernseher wollen was von Deutschland wissen. Nun sind wir also bereits im Ausland, morgen geht es dann wirklich über die Grenze.

Wetter: Kühl, regnerisch, manchmal etwas sonnig. Temp. von 10 – 16 °

Essen in Neu-Brandenburg: Ayurvedische Tomatensuppe bzw. Linsensuppe und Nachtisch.

 

9.5.,   24. Tag

Als erstes entdecke ich, dass ich am neuen Fahrradträger einen Schwachpunkt eingebaut habe. Der Aluwinkel, der den rechten Holm bremsen soll, hat sich verbogen, so dass die Schiene schräg hängt. Da es regnet habe ich keine Lust zur Reparatur. Nach dem Frühstück geht es los, es regnet und regnet. Polen empfängt uns also so wie es uns vor Jahren verabschiedet hat, nass. Kurz vor der Autobahn, in einer Regenpause repariere ich den Träger und weiter geht es. Die Autobahn und die folgende Strecke sind super, kein Vergleich mit den Holperstrecken von früher. Auch hier gibt es unglaublich große Rapsfelder, leider sind sie im Regen nicht so attraktiv wie in der Sonne. An einer Raststation essen wir eine leckere Gulaschsuppe, dann geht es weiter. Wir kommen nach Bydgoszcz (Bromberg), der Partnerstadt von Mannheim. Am Ortseingang gibt es kein Schild, das auf die Städtepartnerschaft hinweist, auch in der Stadt haben wir nichts davon gefunden. Schade. Wir bummeln von unserem zentralen Parkplatz aus durch die Altstadt und das Zentrum, tauschen Geld und fahren weiter nach Torun (Thorn). Hier gibt es einen Campingplatz bei einem Motel, auf dem wir früher schon mal waren und der heute in einem fast neuen Zustand aufwartet. Im Speckgürtel von Bydgoszcz wähnt man sich in Frankreich. Hier gibt es den Auchon, Carrefour, Decathlon, Castorama und natürlich unsere deutschen Discounter. Die Gebäude sind z.T. supermodern und ziemlich neu.

Die Fahrweise der Polen ist interessant. Die meisten fahren rel. ruhig und angepasst an die erlaubten Geschwindigkeiten. Wahrscheinlich hat das damit zu tun, dass wir auf unserem Weg von der Grenze bis hierher in jedem Dorf mindestens eine Geschwindigkeitsüberwachungsanlage gesehen haben. Es gibt natürlich eine Minderheit, die wild fährt, im Überholverbot überholt und bei Tempo 50 mit 100 durchbrettert. Interessant auch, dass auf einem Stück Schnellstraße vor Torun von vielen richtig heiß gefahren wurde, wir sahen aber auch auf der ganzen Strecke keine Überwachungsanlage! Nun sitzen wir in Torun und gehen morgen auf den Spuren von Kopernikus durch die Stadt. Der Campingplatz ist bei einem Hotel und schön angelegt mit Holzhütten und schöner Zeltwiese. Die Sanitäranlagen sind sehr modern aber schlecht montiert. Kein Ruhmesblatt für polnische Handwerkskunst. In der Nacht erleben wir ein Gewitter mit Starkregen, dass man meinen könnte, das Auto schwimmt weg.

Wetter: Vormittag regnerisch bis Landregen bei 10-13°, Nachmittags bedeckt, sonnig und warm bis 18°. In der Nacht Gewitter mit Starkregen.

 

10.5.,   25. Tag

Wir starten im Trockenen! Als wir aber das WoMo auf einem Parkplatz abstellen um die Altstadt zu besichtigen, fängt es an zu nieseln. Bis wir die Schirme holen wollen hört es schon wieder auf. Also gehen wir so in die Altstadt. Sie ist absolut sehenswert und fast überall schön restauriert. Heute ist auch ein Fest zur Eröffnung der Touristensaison, allerdings wird es wohl erst am Nachmittag starten. Natürlich erweisen wir Kopernikus unsere Reverenz und kaufen auch eine Packung der berühmten Toruner Pfefferkuchen. Dann beginnt auch schon wieder der Regen, fein und intensiv, so dass wir auf dem Weg zum Auto schön feucht werden. Wir wollen heute noch nach Olsztyn, dem Ort, in dem die berühmte Grafik von Kopernikus zu sehen ist. Da es hier keine Autobahn gibt, heißt es Landstraße fahren. Am Ortsende von Torun ist ein Carrefour Hypermarché, da kommen wir nicht vorbei. Der Markt ist wie in Frankreich aufgebaut, aber natürlich auf polnische Verhältnisse abgestimmt. Wir essen bei einem Vietnamesen zu Mittag, dann bekomme ich eine polnische Simcard für Smartphone und Netbook, damit ich wieder ins Internet komme.( Ca. 5 € für 30 Tg. und 2GB!). Dann sind wir im Markt. Leider haben wir noch genügend Lebensmittel, so dass wir nur wenig kaufen können. Für mich als Wurstomanen beginnt ein Leidensweg. In den Theken liegen bergeweise Würste aller Art, dazu geräuchertes vom Schwein, eingelegtes zum grillen, es ist eine Quälerei, daran vorbei zu gehen. Es hilft nichts, zuerst müssen die Vorräte aufgegessen werden. Später rollen wir dann weiter auf den spritsparenden polnischen Landstraßen. Spitsparend deswegen, weil die max. Geschwindigkeit 90 ist, häufig aber auch 60 oder 70 vorgeschrieben sind. In den langgezogenen Dörfern, manchmal gehen 3 ineinander über, ist 50 oder 40 vorgeschrieben und auf Strecke ist für mich überholen von LKWs kaum machbar, denn die fahren auch 90 oder was gerade erlaubt ist. So werden die Tagesetappen nicht gerade groß, aber wir haben ja auch Zeit und gewöhnen uns langsam an die Fahrweise. Bevor wir nach Olsztyn fahren biegen wir noch zu 2 großen Schlachtfeldern der Vergangenheit ab. Im Mittelalter gab es die große Schlacht bei Grunwald wo die Polen gegen die Deutschritter gewannen und wo heute ein ganz wichtiges Denkmal für Polen steht. Ganz in der Nähe ist das Schlachtfeld von Tannenberg, wo im ersten Weltkrieg die Deutschen die Polen und Russen vernichteten. Beides sind Mahnmale gegen den Wahnsinn von Kriegen in denen unvorstellbar viele Menschen dem Machtstreben einzelner geopfert wurden.

In Grunwald gehen wir den Hügel hoch zu den Schlachtfeldern und offensichtlich muss es so sein, es begann zu gießen. Klatschnass kamen wir zurück und kurz darauf schien wieder die Sonne. Wir beschlossen daher, hier zu übernachten und stehen nun wieder einmal mutterseelenallein auf dem Parkplatz. Morgen wollen wir aber mindestens durch die Masuren kommen um nochmals kurz vor der Grenze nach Litauen zu übernachten. Meine neue Simcard half mit zwar in Torun, die Mails der letzten 2 Tage zu lesen, aber hier draußen habe ich wieder mal keine Verbindung.

Wetter: leichter Regen, Sonne, stärkerer Regen, bewölkt. Temp.: 10 – 13 °, bzw. 16° in der Sonne (wenn da).

 

11.5., 26. Tag

Nach dem Frühstück fahren wir los. Natürlich nieselt es. Das erste Ziel ist die Stadt Olsztyn, das ehem. Allenstein. Hier hat Kopernikus gewirkt. Wir spazieren durch die Altstadt, die aber längst nicht so schön ist wie Torun. Dann gehen wir ins Museum 2x5Zl., und sehen das Originalbuch und die Kopien der Aufzeichnungen von Kopernikus. Die Tafel ist nicht zugänglich und die Bilder der „alten Würdenträger“ sind so wie überall. Also fahren wir weiter. Nun wandeln wir auf heiligen Pfaden, wir fahren zur „Heiligen Linde“. Das ist eine Wallfahrtskirche in üppigster Pracht, überladen bis zum geht nicht mehr, aber sehr eindrucksvoll. Wir gehen essen (Zander in Dillsoße, sehr lecker) , dann fahren wir weiter zum nächsten Event. Nun steht ein Besuch in einer Einrichtung der schlimmsten Gegenwartsgeschichte an, der Wolfsschanze, Hitlers verborgene Bunkersiedlung. Hier fand das leider missglückte Attentat auf den „Gröfaz“ statt, das dieses Schwein nur leicht verletzt überlebte. Wenn man diese dicken Betonteile sieht kann man es sich kaum vorstellen, dass sie doch gesprengt werden konnten. Nach unserem Rundgang verabschieden wir uns schnell,, das ist kein Ort, an dem man länger bleiben möchte.

Wir fahren auf weißen Sträßchen weiter, nicht immer sind die schön. Nach einer schönen glatten Straße folgt eine Holperstrecke, die den Bus fast auseinanderfallen lässt, obwohl wir nur noch mit 20 dahinkriechen. Bald ändert sich die Situation und aus dem katastrophalen Asphalt wird eine Holperstrecke aus Pflaster, das genau so schlimm wie in Mecklenburg in den Dörfern ist. Hier geht es aber über 8 km so weiter bis endlich wieder glatter Asphalt unter den Rädern ist. Also, nicht immer sind weiße Sträßchen gut, aber eines hatten sie, sie führten durch wunderschöne Seenlandschaften. Häufig sind Störche in den Wiesen zusehen, aber auch auf ihren Horsten beim füttern der Jungvögel. Wir sahen auch wieder Kraniche auf den Feldern, für uns ein ganz neues Erlebnis. Hinter Olezko finden wir eine Karczma bei der wir übernachten können. Weil es darin so gemütlich ist gehen wir noch zum Abendessen dort hinein. Helga bekommt kleine Maränen und ich Pirogen mit Fleischfüllung, beides schmeckt sehr gut. Nun planen wir den morgigen Tag, da wir über die Grenze nach Litauen fahren werden. Wenn man nun meint, die Maiers paddeln ja gar nicht mehr muss man wissen, dass wir uns vorgenommen haben, erst einmal weit nach Osten zu fahren und dann in Ruhe die Flüsse in Richtung Westen anzufahren. Wir hatten Bedenken, uns sonst schon in Polen zu verzetteln.

Wetter: zuerst kalt und Nieselregen, dann trocken und Sonne bis ca. 17°, dann Regen und bedeckt, Temp. 10 – 13 °

 

12.5.,   27. Tag

Nachts tröpfelt es natürlich wieder. Wir fahren bald los und und tanken nochmals für ca. 1,30 €/l. Dann geht es über die Grenze nach Litauen. Der Himmel ist grau und ab und zu feucht. Auf dem Baltic-Highway wo max. 90 erlaubt ist hängen wir meistens zwischen den LKW-Kolonnen und fahren im Konvoi mit. Die Straße ist glatt, hat aber z.T. tiefe Spurrinnen in denen man mit einer Radseite hängen bleibt. Die meisten fahren moderat, aber einige sind scheinbar willenlos und überholen auch im Gegenverkehr. Es sieht schon komisch aus wenn dir plötzlich 4 Scheinwerfer entgegen kommen. In Kaunas schauen wir uns die Altstadt an, die lange nicht so schön wie beschrieben ist. Viele Häuser sind in einem sehr schlechten Zustand. Wir essen billig aber gut in einem „Schnellrestaurant“ Burger und Pizza und fahren dann bald weiter, da es sowieso wieder regnet. Das Wetter verlockt wirklich nicht zum paddeln, daher beschließen wir, gleich bis Riga durchzufahren. Die Fahrt auf der „Via Baltica“ ist interessant, es kommen uns jede Menge LKWs entgegen, auch immer wieder leere Autotransporter. Aber auch volle Autohänger, werden damit die reparierten Kfz wieder in den Westen zurück gebracht?

Die Landschaft ist flach und von Feldwirtschaft geprägt. Man kann weit ins Land hineinschauen. Die Flüsschen sind schmal und windungsreich. Nach der Grenze ändert sich auch die Landschaft. Es gibt viel Wald, viel Birkenwald. Der Verkehr ist der gleiche, es wird gerne im Gegenverkehr überholt, da die LKWs und PKWs der anderen Autofahrer immer so weit ausweichen, dass für 3 genügend Platz ist . In der ersten Stadt sehen wir auch schon die ersten Hypermärkte, allerdings keine französischen. Dann kommen wir nach Riga und fahren auf den City-Camping. Hier stehen einige WoMos, darunter auch ein Iveco-4×4 und ein Unimog 4×4. Wo die wohl hinfahren? Die Sanitäreinrichtungen in den Containern sind in jeder Hinsicht defekt, hier soll demnächst die Saison beginnen. Na, ja, zum übernachten und Stadt besichtigen kann man hier bleiben.

Wetter: kühl, feucht, grau, ca. 10-12°, bei Einfahrt nach Lettland Sonne mit bis zu 17°, dann wieder trüb.

 

13.5., 28. Tag

CP-Riga = the best CP from Town. 2 Toilettencontainer: der für Männer ist überschwemmt, Toiletten verstopft, keine Spülung, da abgestellt. Ab heute ist der Container ganz geschlossen. Duschen und WC gibt es am Ende des Platzes im Konzerthaus: 6 Duschen, 1 WC, 1 Waschbecken, Weg ca. 100 m.

Heute ist Stadtbesichtigung angesagt, die Sonne zeigt sich, wir ziehen uns leichter an, nehmen aber Schirme mit. Diese Entscheidung ist gut, denn es regnet häufig und fest. Wir gehen die Sehenswürdigkeiten nach Plan ab, verlaufen uns ab und zu und finden immer wieder zum rechten Weg zurück. Es gibt schöne Jugendstil-Gebäude, natürlich interessante Kirchen, Schwarzkopfhaus, 3 Brüder , Börse usw. Die Altstadt ist schön renoviert, schließlich sind wir in der Kulturhauptstadt 2014. Wir finden den Weg zu den Markthallen und das ist ein Erlebnis der besonderen Art. Die erste Halle ist nur für Fische reserviert. So viele Fischstände haben wir noch nie gesehen, nicht einmal in Marseille oder Barcelona. Es gibt unglaublich viele Fische, von den kleinsten für 0,50 € / kg bis zum teuersten, dem Aal für 29,90 / kg. Zander ist für unsere Begriffe sehr günstig, es gibt Störe und natürlich Kaviar, angefangen vom Forellenkaviar bis zum teuren vom Stör. Heringe kosten ab 2,10 – 2,30 € / kg. Fast jeder Stand hat außer frischem Fisch auch Räucherfisch im Angebot, von kleinen Stücken bis zu ganzen Räucherfischen wie Lachs oder Steinbutt von über 40 cm Durchmesser. In der Fischhalle kann man auch essen, was wir dann auch taten. Helga bekam Aal und ich Heilbutt, köstlich gebraten und angerichtet und nicht ganz billig.

Beim weiteren Spazierengehen entdeckten wir 2 Musiker in einem Hauseingang, die richtig schön Perkussion spielten. Der eine hatte ein Instrument, das wie 2 flache und zusammengefügte Metallschüsseln aussah und wie eine Karribean Steeldrum klang. Der andere hatte eine Maroc- Trommel und ein sehr seltsames Blasinstrument, dem er tolle Töne entlockte. Da mir die Musik gefiel blieb ich gleich dort, Helga kam dann auch dazu und weil es regnete blieben wir im nahen Café und hörten den beiden zu.

Weil es immer wieder regnete verkrochen wir uns noch in ein echt lettisches Selbstbedienungsrestaurant und blieben dort noch eine ganze Zeit. Als wir zum CP wollten fing es wieder an zu regnen, hörte aber bald wieder auf. Im Hypermarkt, ca. 1 km vor dem CP kauften wir noch etwas ein, u.a. eine neue Sim-Karte für Lettland und ein paar Lebensmittel. Beim weggehen kamen wir wieder in den Regen. Auf dem Platz waren inzwischen noch weitere geländegängige WoMos angekommen. Wie wir erfuhren treffen sich hier 16 Teams, die gemeinsam mit einer geführten Tour bis nach Peking und zurück fahren. Reisedauer ca. 8 Monate! Am Sonntag wollen sie starten. Wir sitzen nun im Regen im Bus und erholen uns von der Stadt. Seit heute morgen wissen wir auch, dass wir in einer anderen Zeitzone leben, wir sind nun 1 Stunde vor der Heimatzeit.

Wetter: sehr gemischt, von kurzer Aufhellung bis zu heftigen Regengüssen, Temp von ca. 12-16 °

 

14. 5.,   29. Tag

Es ist wieder mal richtig kalt. Um 10 Uhr sind es 8°, also ziehen wir uns entsprechend warm an, denn wir wollen den ganzen Tag in der Stadt bleiben. Ab 12 wird es warm, so ca. 14-15°, und wir sind zu warm angezogen. Wir marschieren durch die Stadt, suchen das Jugendstilviertel auf und sind erstaunt, wie schön es dort ist. In vielen der herrlich renovierten Häusern residieren Botschaften div. Länder, in anderen sind edle Geschäfte oder Firmensitze. Wir können uns kaum sattsehen. Als es Zeit wird zum Essen fahren wir mit der Tram zum Lido, einem Vergnügungspark mit einem ganz besonderen Restaurant, einem Blockhausbau mit ca. 1000 Sitzplätzen. Das ganze ist aufgezogen wie beim „Marché“, es gibt eine schier unglaubliche Anzahl frisch zubereiteter Speisen. Das Essen ist sehr gut und preiswert, das Bier kostet 1,95 bei 0,5l.

Wir fahren mit dem Bus zurück, schauen uns ein Shoppingcenter an und spazieren zum Judenviertel. Wir kommen an der wunderschönen orthodoxen Kirche vorbei, in die wir natürlich auch noch reingehen. Dann spüre ich meine Beine, wir lassen es weiterhin ruhig angehen. Wir bummeln noch in der Altstadt herum, schauen uns die Gebäude an, die wir gestern im Regen nicht so genau gesehen haben und marschieren dann wieder über die Brücke zu unserem Supermarkt. Nach dem obligatorischen Einkauf (mit mehreren Sorten Brot, das hervorragend schmeckt) gehen wir zum CP zurück, wo inzwischen wohl alle Teilnehmer der großen Asienrundreise angekommen sind, dabei auch ein Heidelberger. Es sind nun alle Fahrzeugtypen vertreten, vom normalen Citroen-Bus über Nasenbären-WoMos bis zum Extrem-Gelände-Lkw auf Unimog, MAN- oder Iveco-Basis. Das ganze ist organisiert von seabridge-tours.de und es wird einen Reiseblog geben. Die Tour dauert ca. 8 Monate.

Es gibt übrigens doch gute und funktionsfähige Toiletten in dem Gebäude, in dem auch die Duschen sind, die hatten wir nur vorher nicht gefunden. Die Container wurden inzwischen auch repariert.

Wetter: zuerst sehr kühl bei 8°, dann sonnig bis ca. 16-18° in der Sonne, aber kühler Wind.

 

15.5., 30. Tag

Abfahrt aus Riga in Richtung Gauja. In Sigulda ist der Ort ganz oben, der CP natürlich am Wasser. 1km 11% und nochmals 1,5 km normal sind dazwischen. Der Platz ist leer und noch nicht in Betrieb. Das gleiche erleben wir in Ligatne, ebenfalls kein schöner Radweg zum zurückholen. In Cesis ist der Platz ebenfalls noch zu und über 5 km vom Bahnhof weg, die Straße ist steil und Baustelle. Wir wollen uns häuslich niederlassen und beratschlagen wie wir morgen den Boots- bzw. Personentransport gestalten, da kommt der CP-Wart und erklärt sich bereit, uns mit den Booten zu fahren. Da der Tag heute schon recht schön war und es morgen ebenfalls so werden soll lassen wir uns nach Valmiera fahren und paddeln dann die 40 km auf leicht fließendem Wasser zu unserem Bus. Kosten: 28,50 €. Mal sehen wie der Tag wird. Jetzt haben wir jedenfalls einen ganzen geschlossenen CP für uns.

16.5., 31. Tag

Morgens um 8 haben wir 4°C, das Gras ist nass und der Himmel blau. Nach dem Frühstück kommt der Traffic, wir laden die Boote auf und ab geht es nach Valmiera. An der 2. Brücke am unteren Ende der Stadt setzen wir ein; der Platz ist wie häufig voll Müll. Wir fahren auf moorbraunem Wasser talabwärts mit immerhin bis 9 kmh. Die ersten km sind wie auf dem Klarälven, nur schneller. Doch bald werden die Ufer steiler und die Prallhänge sind stark ausgewaschen. Viele Bäume liegen an den Ufern und im Fluss. An einigen Stellen gibt es sogar Felsen, die der Flusslandschaft ein interessantes Aussehen verleihen. Von Zeit zu Zeit kommen wir an den beschilderten Rastplätzen vorbei, es wird aber auch wild gezeltet. In der Streckenmitte bei km 20 machen wir eine Pause auf einer Sandbank und fahren nach ¾ Stunde wieder weiter. Die Ufer werden immer schöner, die Klippen höher. Es gibt einige Inseln, an deren Oberseite sich bis über 6-8 m hohe Baumverhaue angelegt haben. Nach 41 km sind wir an der Brücke von Cesis und kurz danach auf unserem Campingplatz, der ab heute geöffnet hat. Nach einem kühlen Bier (dem letzten) und den später folgenden Spaghettis lassen wir den Abend am Lagerfeuer ausklingen. Das Holz dazu kann man sich am großen Holzstoß holen, das wird gestellt.

Wetter: schön, sonnig z.T. über 20 °, nachts 4°

 

17.5., 32. Tag

Es ist schön aber frisch am Morgen. Wir regeln unsere Abholung in Sigulda uns sind um 10 Uhr auf dem Wasser. Die Fließgeschwindigkeit ist ähnlich, der Wasserstand ca. 5 cm höher. Insgesamt haben wir hohes Wasser, sagt man uns. Die Gegend ist ähnlich wie gestern zum Schluss, es gibt Kliffs (hohe Felsen), u.a. eine 300 m lange Felswand in einer Rechtskurve. Später fahren wir sogar einen Schwall hinunter und kneifen die höchsten Wellen weil wir ohne Spritzdecken fahren. Immer wieder kommen wir an Kanucamps vorbei, die aber alle auf dem Hochufer liegen und nur über einen steilen Sandweg zu erreichen sind. Wie schon gestern werden wir die ganze Zeit von einem Vogelkonzert begleitet, erstaunlich, was die alles zu erzählen haben. Heute sehen wir sogar einige Paddler in Kajaks, in Kanadiern und in „Rubber Boats“, kleinen Gummirafts, die den Fluss hinunter treiben. Pausenplätze gibt es in großer Zahl, immer wieder sind Sandbänke in den Innenkurven zu finden. Bereits um halb Vier sind wir am ausgemachten Ausstieg und unser Fahrer ist auch schon da. Auf dem Rückweg lässt er uns noch ein bisschen einkaufen, da wir abends grillen möchten.

Bald brennt unser Lagerfeuer, mit dessen Glut wir unseren neuen Unterwegsgrill einweihen. Alles verbrennt, der Grill hat eine ungeheure Abstrahlung, so dass wir in Zukunft mit ganz wenig Kohle auskommen werden. In unmittelbarer Nachbarschaft gibt es eine Geburtstagsfeier, bei der einer der Männer offensichtlich das Sagen hat: laut, etwas unverständlich und mit vielen Englischbrocken gewürzt.

Wir sind zum Glück müde und ziehen uns, nachdem es feucht und kühl wird, bald in den Bus zurück.

Wetter: sonnig und schön, bis ca. 23°, nachts ca. 8°

 

18.5., 33. Tag

Der Morgen ist zuerst blau, dann grau, es tröpfelt; meine Vorhersage scheint zu stimmen. Wir lernen noch ein Paar aus Stade kennen, das für 3 Monate mit einem Allrad-Magirus unterwegs ist und auch die Truppe in Riga getroffen hat. Dann starten wir um Cesis anzusehen. Oben in der Stadt gehen wir zur Burg, natürlich fängt es an zu regnen. Daher marschieren wir zum Bus zurück. Lokal haben wir auch kein gescheites gesehen, daher geht die Reise weiter. In Valmiera finden wir ein schönes Lokal, die Theaterkneipe, in der man unter Schirmen im Freien sitzt, denn inzwischen scheint die Sonne ziemlich kräftig. Ich esse sehr guten Zander, Helga Schweinefilet, dazu gibt es gutes Bier und danach Cappucino, der dank moderner Maschine auch sehr gut schmeckt. Und das ganze für knapp 22€.

Wir wollen aber den nächsten Fluss besichtigen, die Salaza. Leider hört die Asphaltstraße bald auf und wir fahren auf einer Schotterpiste mit Tempo 30 durchs Land. Von den überholenden und entgegenkommenden Autos werden wir schön eingestaubt, es knirscht im Bus. Aus Versehen werde ich zu schnell und merke, dass es sich ab Tempo 50 ruhiger fahren lässt. Nach 24 km kommen wir wieder auf Asphalt. Der Fluss dagegen ist sehr schön, er hat eine ganze Menge Schwällchen zu bieten. Leider gibt es auf dieser Strecke keinen Linienbus, man müsste 2 Linien kombinieren. Und mit dem Fahrrad habe ich keine Lust auf so eine Tortur. Wir fahren also weiter, finden Punkte zum einsetzen und aussteigen und nehmen uns dies für morgen vor. Zum Übernachten wollen wir ans nahe Meer und so sind wir nun hier gelandet, stehen ganz allein in einem Kiefernwald und kommen uns vor wie am Atlantik. Ja, und Schnaken gibt es auch schon.

Heute haben wir wieder viele Störche gesehen, die ihre Jungen im Horst versorgen. Außerdem erleben wir heute unseren 3. oder 4.? Frühling (jn diesem Jahr), denn überall blühen nun die Bäume, so wie bei uns vor 8 Wochen, in Norddeutschland vor 4 Wochen und in Polen/Litauen vor 2 Wochen.

Wetter: zuerst blauer Himmel, dann grau, Regen, danach Sonne und Temp. bis 32° im Schatten!

 

19.5.,   34. Tag

Morgenspaziergang an und in der Ostsee. Wir treffen zufällig gerade den Zeitpunkt als die Ebbe kippt. Dann Fahrt in den nächsten Ort, einkaufen und Geld holen. Wir treffen einen Paddler aus Holzwickede, der für 6 Monate mit Frau und Boot unterwegs ist. Zuerst Italien, dann Frankreich (Verdon, Drôme und Ardéche), dann Polen, Baltikum, Finnland, Norwegen, Deutschland. Wir tauschen uns eine Weile aus, dann suchen wir ein Restaurant. Es gibt frisch gefangenen Barsch, lecker zubereitet. Genau gegenüber ist ein Baumarkt in dem ich div. Winkel und schrauben kaufe um den Fahrradträger stabiler zu machen. Die Schotterstrecken haben den Aluwinkeln zugesetzt.

Danach suchen wir den nächsten (und einzigen) CP der Gegend auf. Hier ist eine neue Marina mit Hotel, Yachtclub, Ferienhäusern mit Namen berühmter Kapitäne und ein Campingplatz entstanden. Schöne Wiese, gute Sanitäranlagen in Containern und ca. 150m zum Wasser. Und das ganze für 15 € ohne Strom, gegenüber gestern 17 € ohne alles. Nun nehmen wir uns heute frei, es gibt nur noch die Aktion Fahrradträger verstärken, Fahrräder und Teile des Autos entstauben, die Schotterpisten haben es halt in sich. (Staub wie in der Sahara). Jetzt, um fast 21 Uhr ist es noch taghell, die Sonne steht noch hoch, die Dunkelheit beträgt nur noch wenige Stunden, da es ab ca. 4 schon wieder hell wird. Internet bekomme ich auf dem Rechner immer noch nicht, nur im Smartphone, aber da läuft heute noch meine Flatrate ab. Nun genießen wir die himmlische Ruhe die nur durch ein leichtes Rauschen der Via Baltica gestört wird.

Wetter: ganztägig blauer Himmel, Temp. bis 30°C, Wind aus Süd, der etwas kühlt. Außerdem 1000 kleine Fliegen, die sich überall hinsetzen und kitzeln. Nachts gab es ein Gewitter mit richtig Krach und Regen

 

20.5., 35. Tag

Heute wird wieder gepaddelt. Wir stellen mein Fahrrad an der Aussatzstelle ab weil wir nicht sicher sind ob es für den Bus reicht: Abfahrtszeiten 14:00 und 18:25. Dann fahren wir hoch nach Staicele an die Brücke, laden die Boote ab und lassen das Womo stehen. Der oder die Salaca ist auch wieder moorig braun und fließt nur sehr gemächlich vor sich hin. Die Ufer sind meistens hoch und schlammig, irgendwie erinnert mich das an den Tiber. Wir fahren fast dauernd im Wald, es stehen Birken, Ulmen und Kiefern am Ufer. Häufig sehen wir Schachtelhalme im Uferbereich. Wie auf der Gauja haben wir ein andauerndes Vogelkonzert in den Ohren nur selten sehen wir einen Angler. In rel. kurzen Abständen sind Rastplätze angelegt, fast alle sehr neu und vermutlich mit EU-Geldern finanziert. Endlich mal etwas, das auch uns Paddlern zugute kommt. Die Behörden in Deutschland könnten sich ein Beispiel an diesen Ergebnissen nehmen.

Unsere Mittagspause fällt leider nur kurz aus. Wir sind zwar auf so einem neuen Platz, aber die Schnaken spielen verrückt, es ist gewitterig. Wir fahren daher weiter und kommen bald in den schöneren Bereich des Flusses. Das Tal wird weiter, der Flusslauf teilt sich öfter in mehrere Arme und es gibt ab und zu kleine Schwallstrecken in kürzeren Abständen als vorher. Bald ist unsere Tour vorbei, nach 24 km, die ganz schön in die Arme gingen sind wir an der verfallenen Mühle an der mein Fahrrad steht. Nun kommt nochmal eine Kraftanstrengung, die Boote müssen über eine sehr steile Böschung hochgebracht werden, deren Unterbau hauptsächlich aus 30-40 cm dickem Laub besteht.

Da wir erst gegen 15:30 ankommen folgt nun mein Part: Fahrradfahren bis zum Auto. Als ich auf die Straße schiebe kommt ein Bus gefahren. Er hält tatsächlich und viele steigen aus, für mich reicht es allerdings nicht mehr. Er war auf keinem Fahrplan verzeichnet!

Ich quäle mich also dann die knapp 20 Straßenkilometer hoch, die immer nur steigen und kaum einmal abfahren lassen. Bei 25 ° und Gegenwind macht das wirklich keinen Spaß. Ich beschließe daher, bei zukünftigen Fahrten dieser Art auf ein Fahrrad zu verzichten und ein Moped zu benutzen. In meinem Alter darf man das. Am Auto angekommen wird zuerst eine Flasche Wasser geleert, das Fahrrad aufgeladen und zu Helga zurück gefahren. Dann Boote schnell verladen, denn das Gewitter naht, es tröpfelt bereits und die Schnaken toben. Wir fahren wieder zum Platz der letzten Nacht, denn hier gibt es richtig gute Duschen und ein schönes Restaurant. Unser Abendessen fällt opulent aus mit Aperitiv, sehr gutem Lachsgericht, viel Bier, lettischem Wodka und Käsekuchen als Dessert. Kaum sind wir zurück im Bus beginnt es auch wieder zu regnen und die Luft wird angenehm kühl. Morgen fahren wir weiter nach Estland, mal sehen, was uns da erwartet.

 

21. 5., 36. Tag

Es regnet kräftig, außerdem ist es neblig. So fällt uns der Abschied nicht schwer. Die Via Baltica ist teilweise tief ausgefahren, man kommt sich vor wie ein Spurbus. Nach der Grenze wird die Straße besser, wir rollen mit 90 im Verkehr mit, gehen unterwegs tanken, 128,5/l, und fahren im Regen weiter nach Pärnu. Wie üblich ist am Stadteingang das Handelsviertel mit einem großen Hypermarket. Natürlich gehen wir einkaufen, der Markt ist auch hier hervorragend bestückt. Die Preise kommen mir höher vor als in Lettland, sind aber immer noch niedriger als bei uns.

Nach dem Einkauf suchen wir einen Platz zum Übernachten, da es regnet wie verrückt. Der im Promobil aufgeführte Stellplatz ist ein Parkplatz am Wasser in einer unschönen Umgebung, dort wollen wir nicht bleiben. Also fahren wir zum Motel und Camping Konse und stellen uns dort auf. Heute nehmen wir auch Strom für den Kühlschrank, da unsere erste Gasflasche leer ist und wir noch keine Füllmöglichkeit gefunden haben. Hier haben wir auch zum ersten Mal seit langer Zeit ein stabiles Internet, so dass ich meinen Blog wieder mal ergänzen kann. Nach einiger Zeit hörte es auch auf zu regnen und wir marschierten in die Stadt. Hier gibt es noch viele der traditionellen Holzhäuser, wobei einige in sehr schönem und gepflegten Zustand sind. Bei vielen anderen ist der Verfall kaum noch aufzuhalten, eigentlich schade dafür. Wir trinken in einem Pub ein Bier und stellen fest, dass auch das Bier teurer ist als in Lettland, nämlich 2,70 statt 1,85 / 0,5 l-Glas.

 

Fortsetzung folgt