17.6., 63. Tag, das, heißt, 9 Wochen haben wir bis jetzt gut überstanden.

22. Juni 2014

Wie befürchtet, so war es dann auch. Kalter und sehr starker Wind, der See voll Schaumkronen, das sind nicht unsere Bedingungen, die wir für einen Paddeltag brauchen. Im Norden, in Lettland, wartet noch ein schöner Fluss auf uns, die Daugava. Es ist der größte Fluss Lettlands, kommt aber aus Weißrussland, wo er die längere Laufstrecke absolviert. Wir fahren also nach Norden, zwischen vielen Seen hindurch, die aber alle schaumig sind. Der Wind ist gewaltig! In Daugavpils, der zweitgrößten Stadt Lettlands angekommen, werden wir zuerst durch jede Menge Baustellen geleitet, die wir allerdings im Laufe der nächsten Stunden mehrfach erleben werden. Lt. Reiseführer leben in der Stadt nach der letzten Zählung nur ca. 17% Letten, sonst ca. 15% Polen und Weißrussen und ca. 2/3 Russen. Wir befinden uns ja auch ganz nah an der weißrussischen Grenze. Ohne irgendwelche Vorurteile zu pflegen muss ich aber zugeben, dass die Straßen hier die miserabelsten der bisherigen Reise sind. Die besten Straßen hatten wir in Litauen, wo auch die Nebenstraßen meistens gut asphaltiert sind.

Eigentlich wollte ich die Räder am Bus von vorn nach hinten bzw. hinten nach vorn tauschen lassen. Aber jede Werkstatt hier in Daugavpils lehnte ab mit dem Argument: keine Zeit, obwohl die Leute tatenlos herumstanden. Mit Räderwechsel ist halt nicht genug zu verdienen. Inzwischen habe ich mich entschlossen, die Vorderreifen total herunter zu fahren und notfalls Reifen zu kaufen. Die Straßen, die wir uns aussuchen, fordern ihren Tribut.

Wir verlassen die Stadt, nicht nur bei viel Wind, sondern auch mit starkem Regen und fahren zum xten Male durch die Hauptbaustellen um endlich aus dieser Stadt heraus zu kommen.

Regen kündigt sich an

Regen kündigt sich an

Auf einer kleinen Nebenstraße, zuerst geflickter und löcheriger Asphalt, dann Erdstraße, die durch den Regen aber nicht staubt, kommen wir zu einem sehenswerten Punkt, von dem man aus einige der vielen Flussschlingen überblicken kann. Es gibt dort auch eine Burgruine, die zudem als Modell nachgebildet im Gelände steht.

das Burgmodell im Maßstab 1:40

das Burgmodell im Maßstab 1:40

Die Wanderung dorthin ist nicht ganz ohne, wir haben die falschen Schuhe an und rutschen immer wieder aus. Kaum sind wir am Bus, geht ein starker Regenschauer herunter.

Holztreppen sind bei Regen glitschig

Holztreppen sind bei Regen glitschig

Wir wissen, dass in der Nähe ein Kempingas (CP) ist, den steuern wir nun an, denn ich habe keine Lust mehr zum Autofahren. Der Platz liegt idyllisch am Flussufer, wir sind natürlich wieder einmal die einzigen Gäste. (Preis: 10€/Nacht).

"Unser" Platz

„Unser“ Platz

Der Verwalter erzählt uns, dass es bisher an jedem Tag im Juni geregnet hat, immer viel zu kalt war und in der Nacht 3° zu erwarten sind. Alles in allem haben wir uns irgendwie verrannt, das ist weder unser Paddelwetter, noch gibt es hier mehr für uns zu entdecken. Wir werden uns neu orientieren und morgen die Konsequenzen ziehen. Nun endet der Bericht für heute, denn jetzt fange ich an, unser Thainesisches Abendessen vorzubereiten. Außerdem regnet es schon wieder und die Temperatur liegt bei 8°C!

Wetter: Viel Regen und Wind, Temp. zwischen 11 und 8°C

Zusatzinfo Unterhaltung

Nun sind wir bereits 9 Wochen unterwegs und haben außer Nord- und Ostdeutschland die Länder Polen, Litauen, Lettland und Estland auch von der öffentlichen Unterhaltung im Radio kennengelernt. Wir sind zwar medientechnisch gut vorbereitet losgefahren mit Fernseher mit DVBT und Sat-antenne und –Receiver, viele CDs und DVDs, haben aber eines nicht sop richtig bedacht: die Satantenne liegt unter den Booten, kann also nur benutzt werden wenn alles abgeladen ist. Das war einmal auf der Insel Muhu in Estland der Fall, da bekam ich aber keinen Sender, weil die Antenne dort im Grenzbereich der Empfangsmöglichkeit keine Chance hat. DVBT bringt dort auch nichts. Der CD-Player in meinem Autoradio ist offensichtlich beleidigt weil wir so viele Schüttelstrecken gefahren sind. Er spielt entweder gar nicht oder nur mit Aussetzern, was beim zuhören auch keinen Spaß macht. Bleibt also der Radioempfang. Der ist war und ist sehr gut, egal wo wir waren. Eines haben alle 3 baltischen Länder gleich: den Musikgeschmack. Entweder hören

wir landestypische Musik, die sehr schön und melodiös ist oder westliche Schlager und Popmusik. Allerdings nicht aus der jetzigen Zeit, auch nicht aus den letzten 2 oder 3 Jahrzehnten wir hören, egal auf welchem Sender, Musik aus den 50ern bis 80zigern. Musik also, die uns in sehr frühen Jahren begleitete. Es gibt aber auch Sender, die hauptsächlich Jazz senden oder Klassik oder Kirchenmusik. Momentan sind wir ja in einer sehr russisch geprägten Region, da bekommen wir flotte aktuelle Musik, allerdings nur russische. Aber… die hat auch was.

Zum Glück habe ich noch einen MP3Player dabei, da können wir ab und zu unsere gespeicherte Musik hören. Sie ist, wie könnte es anders sein, aus den 60ern bis heute. Informationen über das Weltgeschehen bekommen wir, falls wir Empfang haben, übers Internet.