So, nun ist wieder Winter und ich habe Zeit und Lust, an meinem Kajak weiter zu bauen. Die nächsten Schritte sind nun, das Gewebe über das Gerippe zu legen und faltenfrei die Bootskontur zu gestalten.
Dazu lege ich erst einmal das Gewebe der Länge nach mittig auf das umgedrehte Gerüst.
Dann nähe ich an der Heckseite eine Tasche ein, damit das Gewebe nicht nach vorn rutscht wenn es der Länge nach gespannt wird. Die Tasche sitzt, nun wird das Gewebe mit Wasser eingesprüht, da es sich dann besser dehnt. Mit der Hilfe von 2 Freunden ziehen wir nun das Ballistic-Nylon der Länge nach über das Boot bis es um ca. 10 cm gelängt ist. An der Bugspitze wird es eingeschlagen und erst einmal mit 2 Schraubzwingen fixiert. Danach nähe ich die Bugtasche ein. Als Nähmaterial verwende ich geflochtenes weißes Takelgarn von 1 mm Durchmesser. Dieses hat sich schon bei meinem ersten Kajak gut bewährt. Als nächstes fixiere ich das Gewebe mit Pinnnadeln auf der Kielleiste, damit es beim seitlichen spannen nicht verrutscht. Nun wird das Boot herumgedreht und das Gewebe über das Deck gezogen. Auch hier sind die Nadeln wertvoll, sie halten das Nylon, so dass ich es in der Bootsmitte grob abschneiden kann.
Der nächste Arbeitsgang wird schwierig. Die beiden Deckteile müssen unter Zug miteinander so vernäht werden, dass keine oder kaum Falten entstehen. Ich mache es wie beim ersten Boot: ich ziehe die beiden Stoffteile bis auf 1 cm Abstand zusammen und nähe sie mit einem einfachen Vorstich zusammen. Nach ca 5 cm ziehe ich so kräftig am Garn, dass beide Gewebeteile eng aneinander liegen. Mit einer Arterienklammer fixiere ich dann das Garn und nähe weiter. Nach ca. 5 cm……… So geht es weiter bis zur Bootsspitze.
Danach kommt das Vorschiff dran, es ist die gleiche Prozedur. Nun steht ein ungleichmäßiger Gewebewust an der Naht nach oben. Ich hatte mich bei meinem ersten Boot für eine eingerollte Naht entschieden, die mir dann auch gut gefiel. Genau so will ich es wieder nähen. Dazu wird der Gewebeüberstand an der Naht mit einer Lötpistole heiß auf 4 cm Breite abgeschnitten. Heiß deshalb weil das Gewebe sonst zu stark ausfranst.
Diese 2 „Fahnen“ von 4 cm werden nun eingerollt und mit einer Zickzacknaht stramm vernäht. Dafür verwende ich rotes Takelgarn, auch 1 mm stark, da die Naht nicht nur das Deck zusammenhalten soll sondern auch eine XXXXX-Verzierung ergibt. Mir gefällt das jedenfalls. Besonders stolz bin ich darauf, dass ich nur auf dem Deck nähen muss und nicht an den Steven, wie es häufig bei anderen Kajaks zu sehen ist.
Eine besonders diffizile Sache ist das einnähen des Süllrandes. Er wird hinten und vorne auf die Leisten aufgelegt und exakt vermittelt. Danach wird er mit einem Ratschengurt, der um den Bootskörper gelegt wird, so stark gespannt, dass er sich nach unten etwas durchbiegt aber nicht bricht. Das Gewebe wird nun am Süllrand so abgeschnitten, dass man es mit einem Einschlag nach innen mit dem Süllrand vernähen kann. Dafür sind die vielen Bohrungen gedacht, die quer in den Süllrandhals gebohrt sind. Auch hier wird wieder unter Zug genäht, denn das Deck soll ja faltenfrei werden. Diese Näharbeit mache ich mit der Kunstsehne, mit der auch das Gerüst gebunden ist, da diese fast so braun wie das Holz ist.
Danach wird der Gurt gelöst und der Süllrand spannt das Deck noch etwas mehr als sonst.
Nun hat mein Kajak seine endgültige Form, es sieht super aus. (für mich jedenfalls)
Heute war ich nochmals im Bootshaus und habe die Naht auf dem Vorschiff genäht. Nun sieht es wirklich wie ein fertiges Kajak aus.
Demnächst geht es weiter. Es muss nun nochmals gewässert und danach gleich gebügelt werden, damit die Haut so straff sitzt, dass man auf ihr trommeln kann. Erst dann wird das Gewebe mit flüssigem PU beschichtet, aber das beschreibe ich später, wenn es so weit ist.
Dieses Boot soll unverwechselbar sein, daher benötigt es ein besonderes Design. Der Name des Kajaks wird „Albatros“ sein, so wie ich schon einige schnittige Kajaks genannt hatte. Daher werde ich 2 Albatrosse ins Deck sticken. Auch das ist etwas neues für mich, mal sehen, wie es am Schluss aussehen wird. Ich zeichne die Vogelkontur auf Seidenpapier und fixiere dieses mit Tesaband auf dem Deck.
Der Bezug des Kajaks ist nun straff gespannt und bereit zum beschichten. Da ich keine Verdünnung mehr habe und das Coelan auch erst bestellt werden muss damit es frisch ist muss ich nun noch einige Tage warten bis ich die Beschichtung auftragen kann.
Es geht weiter:
Aus den „paar Tagen Wartezeit“ wurden 6 Wochen bis das bestellte Coelan geliefert wurde. Was ich nicht wusste: die Firma bei der ich bestellt hatte zog um und konnte in der Zeit nichts versenden. So wurde es Mitte März bis das Material kam und es war zu kalt zum streichen. Im April war es dann endlich so weit. Das Kajak bekam 3 Schichten Coelan auf Deck und Rumpf und sah danach richtig gut aus. Als nächstes kamen die Seitenstreifen, die Beschriftung und Dekorbilder auf das Boot. An Heck und Bug setzte ich Griffschlaufen aus Leder ein und für die Spanngummis an Deck vorn und hinten verkeilte ich Schlaufen aus 3 mm Seil. Die Spanngummis wurden danach eingefädelt und verschnürt.
Ein wichtiges Detail ist natürlich die Sitzanlage, denn nur auf dem Bodenbrett sitzt man auf Dauer nicht besonders gut. Bei meinem ersten SOF-Kajak konstruierte ich mir einen Sitz aus verschiedenen Lagen Schaum, was sich recht gut bewährt hatte. Dieses Mal verwendete ich eine Sitzauflage aus einem Prijon Kajak, die ich auf einer Isomattenmattenunterlage verklebte. Als Rückengurt nahm ich ein dünnes Zölzerpolster, das ich noch in meinen Beständen hatte.
Nun ist der „Albatros“ fertig und wartet auf die erste Fahrt. Am kommenden Wochenende, vom 23.-24.4.2016, werden wir uns in der Schweiz am Walensee mit anderen Kanubauern treffen, ich bin mal gespannt, was es da alles zu sehen gibt.
So, jetzt ist die „Winterbeschäftigung“ endgültig fertig, in den nächsten Tagen stelle ich dann noch die letzten Bilder ein. Ich hoffe, das mitlesen machte Spaß und brachte vielleicht auch ein paar Anregungen zu einem neuen Hobby.