Auf diesem Platz gibt es morgens zwar Brot zu kaufen, aber nur, wenn man es am Nachmittag schon bestellt hat. Spät Ankommende haben also keine Chance auf frisches Brot zum Frühstück. Ich packe daher zusammen und beschließe auf einer Passhöhe mit schönem Ausblick zu frühstücken. Auf dem Col des Aravis ist es dann so weit. Die Sonne beleuchtet die herrlichen Berge und der Café au Lait in Verbindung mit einem riesigen Stück Tarte aux Myrtilles ist eine wahre Wonne.
So gestärkt sitze ich wieder auf meine BMW und genieße die Fahrt auf der Route des Grandes Alpes. Da diese Strecke über viele Pässe führt ist nicht so viel Verkehr wie auf der Route Napoleon, die eine wesentlich schnellere Verbindung in die südlichen Alpenregionen darstellt. Die Straße ist gut und so genieße ich die vielen Kurven, die mich ins Tal führen. Weiter geht es aufwärts zum Col des Saisies, einem schönen Langlaufgebiet. Zum nächsten Pass auf der Strecke fahre ich am Lac de Roselend entlang bevor die Straße wieder ansteigt und mit vielen weiten Kurven zum Cormet de Roselend führt. Dann geht es zügig abwärts ins Iséretal das ich bei Bourg-St. Maurice erreiche. Die Route des Grandes Alpes folgt nun der Schnellstraße nach Val d‘ Isére, was für mein Fortkommen vorteilhaft ist. Ich soll nämlich spätestens 17:00 Uhr auf dem Campingplatz in Eygliers sein, da um diese Zeit die Begrüßung der Teilnehmer der Wildwasserwoche stattfindet.
Ohne große Pause fahre ich durch den bekannten Skiort, der mir im Winter wesentlich besser gefällt. Ich freue mich auf die Auffahrt zum höchsten Alpenpass, den Col de l‘ Iseran. Eine wunderschöne Kurvenfahrt wartet auf mich, die Sichtverhältnisse sind ausgezeichnet. Inzwischen sind viele Radler auf der Passstraße unterwegs, natürlich auch viele Motorrad- und Autofahrer, die sich diese schöne Strecke nicht entgehen lassen wollen. Der Straßenbelag erzählt vom langen und harten Winter, gut, dass ich eine gut gefederte Maschine unter dem Hintern habe. Dann erreiche ich die Passhöhe und lege erst einmal ein kleine Pause ein.
Natürlich werden jetzt jede Menge Fotos geschossen, denn jeder der hier herauf fährt will eine Erinnerung an diesen Pass mitnehmen. Die Abfahrt ist nicht weniger interessant als die Auffahrt. Nur muss ich nun verstärkt auf schnelle Radler aufpassen, die mich z.T. mit über 80 Sachen überholen. Aber es waren nur gute Fahrer unterwegs, ich sah jedenfalls keinen der in Schwierigkeiten kam.
Wieder im Tal angekommen geht es auf einer flotten nicht allzu kurvigen Straße weiter über Lanslebourg Mont-Cenis und Modane bis nach St. Michel de Maurienne. Nun führt mich die Grand Alpes zuerst sehr kurvenreich auf den Col du Telegraph um danach zum Col du Galibier aufzusteigen. Wieder sind viele Radler unterwegs, man sieht viele verschwitzte graue Köpfe, die sich die lange Strecke zum Galibier hochkämpfen. Was ich recht locker hinter mich bringe ist für die Radler eine gewaltige Leistung. Ich habe gewaltigen Respekt vor ihnen. Auf der Passhöhe ist noch mehr los als auf dem Iseran, natürlich wird wieder kräftig geknipst.
Nach kurzer Pause fahre ich weiter. Nun geht es abwärts zum Col du Lautaret, dann weiter ins Guisane-Tal, in das in den nächsten Tagen mit dem Wildwasserboot zurück kommen werde. Das Tal ist schön weit, der Straßenbelag hervorragend, so macht es spaß, die letzte Etappe des Tages anzugehen. Langsam geht mein Benzinvorrat zu Ende, die Tankuhr zeigt schon lange Rot an. An einer Tankstelle geselle ich mich zu anderen Bikern, die mir aber schnell erklären, dass wir weder hier noch an den anderen Tankstellen Glück haben, sie sind einfach nicht besetzt und es geht wirklich nur mit der Carte Bleu. Also fahre ich wieder in den Stau, meiner Berechnung nach müsste mein Vorrat noch bis zum Campingplatz reichen, da die Reserve bei der RT für über 100 km gut ist. Aber zuerst heißt es einmal mit dem Stau durch Briancon zu kommen.
Es dauert trotz gelegentlichem an der Schlange vorbeifahren über eine halbe Stunde bis ich durch bin. Am Ortsende ist eine Tankstelle mit Personal. Natürlich tanke ich voll, dann nehme ich die letzten Kilometer unter die Räder. Auf halbem Weg ist ein Unfall, die Straße ist kilometerweit verstopft. Zum Glück weiß ich, dass am anderen Ufer der Durance eine kleine Straße flussabwärts führt, die Abzweigung dorthin hatte ich gerade passiert. Also wird gedreht und auf kleinsten Sträßchen das Dorf und die Brücke gesucht. Dann bin ich fast allein auf einer kleinen, ziemlich ausgesetzten Straße, die sich immer höher den Berg hinaufzieht. Natürlich geht es auch wieder einmal abwärts und als ich wieder die Hauptstraße erreiche habe ich sie für mich allein. der Stau ist also noch vorhanden.
Kurz vor 17:00 Uhr treffe ich auf dem Campingplatz ein und stelle die BMW neben unserem Wohnmobil ab. Helga und Gerd sind natürlich schon seit gestern da, sie kamen über die Route napoleon. Die BMW hat nun Pause, ab sofort ist paddeln angesagt. Es ist schön, wieder viele Freunde und Bekannte zu treffen, die man z.T. seit Jahren nicht mehr gesehen hat und mit denen man nun wieder eine sportliche Woche auf dem Wildwasser verbringen kann.