Kairo verabschiedet sich so wie es uns begrüßte: laut, chaotisch und unberechenbar. Die Nacht war nicht nur extrem laut (der Donnerstagabend ist wie bei uns der Samstagabend, daher ist der Verkehr noch stärker) sondern wegen den geschlossenen Fenstern auch ziemlich warm. Um 5:30 war sie aber sowieso vorbei, denn unser Bus nach Dahab sollte um 7:15 abfahren. Zuerst mussten wir aber aus dem Hotel kommen. Der verschlafene Knabe an der Rezeption wollte uns nicht gehen lassen, da für uns angeblich nur 2 statt 3 Nächte bezahlt waren. Nach langer Diskussion wollte er dann einen Deal mit uns machen und verlangte nur noch 100 äg. Pfund um uns gehen zu lassen. Wir gingen natürlich nicht darauf ein sondern ohne Frühstück weg und trugen unserem bewährten Fahrer auf, nochmal mit dem Chef des Reiseoffice über den Fall zu sprechen. Mit einiger Wut im Bauch kamen wir dann auf den Busbahnhof wo wir nur noch 3/4 Std. auf unseren Bus warten mussten. Mit nur 15 Minuten Verspätung ging es dann auf die Reise, die angeblich 10 Std. dauern sollte. Die Sitze waren ok, der Bus nur schwach besetzt. Das sollte sich aber bald ändern, denn er fuhr in Cairo noch 2 weitere Busbahnhöfe an. Beim letzten Bahnhof war es dann soweit. Es gab mindestens 10 Passagiere mehr als Sitzplätze. Die meisten Leute reisten mit unheimlich viel Gepäck, das natürlich schon mit viel Mühe verstaut war. Es dauerte nicht lange, da sollten wir die Sündenböcke sein und die Plätze räumen. Hier war es wieder mal von Vorteil, dass Helga nicht nur etwas arabisch sprechen, sondern auch lesen kann. Ihr Hinweis auf die richtigen Platznummern und ein paar liebe Worte brachten uns aus der vordersten Schusslinie. Dann ging es aber erst richtig los. Arabisch ist ja sowieso eine „liebreizende und gut tönende“ Sprache, wenn die Jungs aber richtig böse sind, klingt sie wie Krieg. Mein lieber Mann war da was los. Nochmalige Kartenkontrollen, Computerabgleiche, Kartenkontrollen, Diskussionen und Platzverweise wechselten sich ab. Dann wurde Gepäck ausgeladen, Leute erstritten sich wieder den Weg nach drinnen, zogen andere raus, und wir saßen mittendrin. Nach ca. 2 Std. Gezerre fuhr der Bus dann endlich ab, die anderen mussten sehen, wie sie weiterkamen. Als wir über die Grenze von Cairo fuhren, fiel uns der sprichwoertliche Stein vom Herzen. Wir waren die einzigen Europäer unter den Passagieren, die vom Anzugträger über total abgerissene Kleidung tragende Jungägypter bis zur schwarz verhüllten Mutter alle Schattierungen Ägyptens repräsentierten. Um die Mittagszeit gab es eine erste Tee- und Pinkelpause, nachmittags nochmal eine. Die Klimaanlage spielte verrückt, ich stopfte sie mit den Resten meiner FAZ zu, so gut es ging. Die Landschaft, durch die wir fuhren, war grandios (wenn man Wüste mag). Wir fuhren unter dem Suezkanal durch und dann die Küstenstrasse nach Süden. Ab und zu bog die Strasse in die Berge ab um später wieder ans Meer zu kommen. Unterweg gab es mehrere Ausweiskontrollen, einer der jungen Männer wurde dann auch aus dem Bus geführt und intensiver überprüft. Er kam aber nach ein paar Minuten unbeschadet zurück und durfte weiterfahren. In Sharm el Shejk stiegen die meisten Passagiere aus, wir fuhren noch eine Stunde weiter, wieder nach Norden, an der Ostküste des Sinai entlang. Der Busfahrer fuhr einen heissen Reifen, etwas ueber 130 kmh (GPS-Messung) war sein Rekord. Endlich, es war schon längst dunkel, kamen wir um ca. 18:00 Uhr an, 2 Stunden zu spät. Trotzdem wurden wir von einem Pick-Up erwartet, der uns gleich in unser neues Hostel brachte. (Hostel = Herberge, d.h. Betten selber machen usw.)
Hier in Dahab, einem Ort, der früher mal eine Hippie-Hochburg war und auch heute noch hauptsaechlich von jungen Leuten besucht wird haben wir ein Zimmer mit Blick aufs Meer und als Geräuschquellen nur das Rauschen der Wellen und die Musik der Kneipen auf der Promenade. Natürlich waren wir müde und wollten nicht mehr viel unternehmen. Aber da wir weder ein Frühstück noch ein Mittagessen hatten (von je 3 Bananen, 3 Mandarinen und 1 l Wasser abgesehen), wollten wir wenigstens vernünftig zu Abend essen. Natürlich wählten wir Fisch. Eigentlich reichten schon die üppigen Vorspeisen, aber an dem Hauptgang ging kein Weg vorbei. Auf meinem Teller lag ein gegrillter Grenadierfisch von mindestens 800 – 900 Gramm! Mein Gott, war der lecker. Ich konnte trotzdem schlafen wie ein Murmeltier, denn Fisch ist ja ein leichtes Essen.
Das Wetter hier ist super. Jetzt gibt es nur noch Shorts, Shirts und Sandalen. Natuerlich ist heute relaxen angesagt, kein Fahrer hat heute eine Chance, uns zu irgendeiner Tour zu ueberreden. Und der sog. Taxifahrer, mit dem wir nach einem langen Spaziergang in unser Hostel zurueckfahren wollten, fand den Weg nicht. Er fuhr zwar wie ein Wilder, aber nach einiger Zeit fragte er uns dann, ob wir wuessten, wo er hinfahren muss. Nachdem er nach dem Weg fragte und wieder falsch fuhr, sahen wir ein Haus, das uns bekannt vorkam. Dort stiegen wir aus und spazierten dann zurueck. Das war wieder mal ein typischer Fall von nicht zugeben wollen, dass man nicht weiss wo etwas ist. Vor lauter Hoeflichkeit (oder wie soll man das nennen?) wird lieber eine falsche Auskunft gegeben.
Der Nachmittag ist eigentlich zu schoen, um noch laenger am Computer zu sitzen, deshalb werde ich nun aufhoeren. Spaeter haben wir noch ein Gespraech mit dem manager hier, da wir in den naechsten 2 Tagen noch einige Touren vorhaben, fuer die man weiter weg fahren muss. Mal sehen ob alles so klappt, wie wir es uns vorstellen. Inshallah.
Und natuerlich gibts heute Abend wieder Fisch.